In meinen Funktionen als Nationaltrainerin und Sportdirektorin habe ich in den vergangenen Jahren die Nationalkaderturnerinnen bei allen Europa- und Weltmeisterschaften und vielen weiteren Wettkämpfen betreut. So unter anderem auch die beiden Qualifikationswettkämpfe für die olympischen Spiele 2012. Nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft in Tokio in Japan qualifizierte sich Barbara Gasser im Jänner 2012 beim Olympic Test Event fix! Ein sensationelles historisches Ereignis für den österreichischen Turnsport – die erste Teilnahme einer Turnerin nach 48 Jahren! Auch Fabian Leimlehner gelang die Qualifikation (der erste Turner nach 52 Jahren). Gemeinsam mit Caroline Weber (Gymnastin, 2. Olympia-Teilnahme) war  Österreich also mit drei sehr sympathischen Aushängeschildern in London vertreten.

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Ich wurde vom ÖFT und ÖOC für die Betreuung von Barbara bei den Spielen nominiert – eine große Ehre für mich! Die letzte Etappe nach London begann für mich von der direkten Anreise von der Schlußfeier des Bundesturnfestes in Innsbruck zur Einkleidung im Wiener Marriott Hotel und der anschließenden ORF-Gala. Am Tag darauf folgte noch die Angelobung durch unseren Bundespräsidenten und das Foto der kompletten Olympiamannschaft vor der Hofburg.

Dann trainierten wir noch eine Woche in Linz und flogen dann nach London. Schon am Flughafen erwartete uns die Olympic Lane – eine eigene Abfertigungsreihe für alle OS-TeilnehmerInnen. Strenge Sicherheitskontrollen, unzählige Gürtel-rein-und-raus bei den Sicherheitsschleusen und die um den Hals baumelnde Akkreditierung waren ständige Begleiter.

Selbst nach vielen EM´s und WM´s war das olympische Flair für mich was Herausragendes. Das Zusammenleben aller Sportlerinnen und Sportler mit den vielen Trainern, Betreuern, Physiotherapeuten und Ärzten im Olympischen Dorf, das Essen im riesigen rund um die Uhr geöffneten Essenszelt mit 5 verschiedenen Essensrichtungen (inkl. Mac Donalds), der olympische Eid, die Entzündung des olympischen Feuers im Rahmen der gigantischen Eröffnungsfeier und vieles mehr wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Die Arbeit in den Trainingshallen und das offizielle Podiumstraining lief wie bei jedem Wettkampf in sehr konzentrierter und freundlicher Atmosphäre ab – für mich besonders auffällig war aber, dass insbesondere die großen Nationen wie Russland, USA und China deutlich nervöser und angespannter waren. Der Wettkampf verlief für Barbara und Österreich zufriedenstellend – aufgrund einer langwierigen Daumenverletzung im Vorfeld mussten wir leider die Schwierigkeiten ein wenig reduzieren und auch die Stabilität litt ein bisschen unter den Trainingsdefiziten. Ich aber war stolz eine so konzentrierte und fleißige Turnerin wie Barbara auf diesem Weg begleitet zu haben. Sie erreichte nicht nur das olympische Dabeisein-ist-alles, sondern auch einen bravourösen Platz im Mittelfeld.

Olympische Spiele zu erreichen ist ein Ziel von jedem und jeder, der/die Spitzensport aktiv oder passiv betreibt, träumt! Ich durfte diesen Traum erleben! Beeindruckend war für mich aber weniger die Gigantomanie der Veranstaltung, sondern die Vielfalt der Eindrücke, das Gefühl des gemeinsamen einzigartigen Erlebens, die Begeisterung aller SportlerInnen und TrainerInnen und den Stolz, Österreich repräsentieren zu dürfen!

Mittlerweile habe ich meine Karriere im ÖFT und Spitzensport aufgegeben und mich für einen anderen Berufsweg und ein wenig entspannteres Leben entschieden – die olympischen Spiele London 2012 werden mir aber immer als unglaublich beeindruckenden Höhepunkt in Erinnerung bleiben!